Flucht durch das Fenster - Couchsurfing gone wrong

Dass ich Freaks magisch anziehe ist ja mittlerweile kein Geheimnis mehr. Dennoch passieren auch mir immer noch Sachen, mit denen ich absolut nicht rechne... aber von vorne:

Ich habe mir für La Serena in Chile einen Couchsurfing Host gesucht. Christian schien nett, er hat gute Referenzen und die Wohnung im 23. Stock direkt am Strand war gigantisch. Was für ein Glück ich doch hatte! Am Abend haben wir ein paar Bierchen getrunken und wollten feiern gehen. Es war aber nichts los, also sind wir wieder heim. Im Aufzug hat er dann versucht mich zu küssen. Ich hab ihm gesagt, dass ich einen Freund habe und er das doch bitte lassen soll. Da meinte er nur, er sei ja aber so weit weg. Ich sagte das sei egal, es wäre ja trotzdem fremd gehen und ich möchte nicht! Er meinte ich würde großartigen Sex verpassen, das war mir aber relativ egal. 

 

Am nächsten Tag sah ich ihn erst gegen Mittag und wir machten uns auf den Weg zu einem Geburtstag. Alles schien wieder normal zu sein, es war wohl nur der Alkohol. 

Etwas später hatten wir dann das klärende Gespräch wo ich ihm nochmal klar machte, dass das nicht in Ordnung war, so zu pushen. Damit war das Thema für mich erledigt. 

Nach der Party kamen wir dann relativ betrunken um 1 Uhr nachts wieder bei ihm an. Ich machte mich bettfertig und schloss die Tür. Auf einmal kam er ins Zimmer und wollte Party machen. Ich sagte ihm, dass ich morgens früh raus muss um den Bus zu erwischen und dass ich schlafen möchte. Daraufhin drehte er im Wohnzimmer die Anlage auf volle Lautstärke! Ich zog mir die Decke über den Kopf und versuchte zu schlafen. Auf einmal spürte ich, wie er versuchte sich zu mir ins Bett zu legen! Er schlich ins Zimmer (das man nicht abschließen konnte), ohne, dass ich es merkte! 😱 Ich schmiss ihn raus und verbarrikadierte die Tür mit dem Rucksack. Er machte die Musik aus und versuchte kurz darauf wieder vorsichtig die Tür zu öffnen. Langsam begann mir das echt unheimlich zu werden... ich suchte nach mehr Gegenständen, aber es gab nicht viel, nur den Nachttisch. Also habe ich den auch vor die Türe gestellt und meinen Rucksack zwischen Nachttisch und Bett geklemmt. Er drehte die Musik wieder auf, und versuchte nochmal die Tür. Ich sprang auf und stemmte meine Füße auch noch dagegen. Ab jetzt war nicht mehr an Schlaf zu denken, nur noch an Flucht. Mein Zimmer hatte ein Fenster, welches zum Hausflur des Gebäudes führte. Es ging allerdings dennoch erst mal 23 Stockwerke runter.... zudem war es relativ schmal aber ich rechnete mir aus, dass alles durchpassen müsste. Es gab nur ein Problem: ich hatte all mein Waschzeug im Bad. ‚Lass es liegen!‘ denkt ihr jetzt vielleicht. Dachte ich mir natürlich auch, aber ich sah mein Leben noch nicht in unmittelbarer Gefahr, daher beschloss ich zu warten, bis er einschlief. Das dauerte aber noch fast 2h... in der Zwischenzeit versuchte er immer wieder ins Zimmer zu kommen. Ab und zu auch mit mehr Kraft, aber ich hielt immer mit dagegen. Um 3 Uhr dann war es ruhig draußen. Ich glaubte leises Schnarchen zu hören. Ganz vorsichtig baute ich meine Barrikade ab und öffnete die Tür. Das Licht war an, aber er schien in seinem Zimmer zu sein. Ich holte meine Sachen und ‚schloss‘ mich wieder ein. Alles war gepackt und ich war bereit loszugehen. Da hatte ich nur ein kleines weiteres Problem: wohin? Ich war außerhalb der Stadt, zu weit vom Bahnhof entfernt und der erste Bus würde erst in ein paar Stunden gehen. Zudem war ich hundemüde! Also beschloss ich 2h zu schlafen und mich dann rauszuschleichen. Gesagt, getan. Unsanft riss mich der Wecker aus dem Schlaf. Ich überlegte nochmal kurz, eventuell doch aus dem Fenster zu klettern. Hatte aber dann das Szenario vor Augen, wie ich versuche mein schweres Gepäck ‚an Land‘ zu werfen, ich dadurch das ganze Fenster aus der Ankerung reiße und 23 Stockwerke in die Tiefe stürze. Also doch die Tür. So leise wie ich konnte - mit meinen 20kg Gepäck und raschelnden Tüten - begann ich meine Flucht. Ich war schon draußen, da gab es einen starken Windstoß und knallte die Haustür hinter mir zu! In Panik rannte ich Richtung ‚Exit‘, wo ich die Treppe vermutete. Ich riss die Tür auf und befand mich einer Abstellkammer! Mist! Wo ist die verdammte Treppe?! Ich schloss die Tür, stemmte mich dagegen und lauschte. Ich hörte wie jemand in den Flur kam. Ich bin mir ziemlich sicher, dass er das war. Ich wartete bestimmt 5min, bevor ich mich raus traute. Dann schlich ich zur nächsten Tür, wo ‚Treppe‘ dran stand. 23 Stockwerke später war ich in der Freiheit. 🙌 

Oh man, das war wirklich ein Abenteuer, auf das ich hätte verzichten können! 😅

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Kommentare: 2
  • #1

    Entdeckerstorys (Mittwoch, 20 Februar 2019 19:22)

    Oh nein, oh nein! Ich bin Mama - und natürlich habe ich direkt genau das hier gelesen! Oh gottogottogott! Ich hab schlimmer Dinge über Couchsurfing gelesen - jetzt bekommen alle eine Substanz! AAAArghhhh! ist es besser, dass ich einen Sohn statt einer Tochter habe?!? Ich bin froh, dass Du gut aus der Sache rausgekommen bist! Liebe Grüße!

  • #2

    Cori (Samstag, 23 Februar 2019 01:37)

    Vielen Dank, das bin ich auch!
    Aber ich muss sagen, ich mache Couchsurfing bereits seit über 4 Jahren und das war das erste mal, dass es schief lief.... ich surfe auch weiterhin und würde es dennoch jedem empfehlen. Einfach auf sein Bauchgefühl hören!