Dem Abgrund (zu) Nahe - wenn eine Tour schief läuft

.... wir dachten, wir kommen nicht mehr zurück... Aber mal von Anfang an:

 

Der Plan war eine Tour zum Rainbow Mountain zu machen. Eigentlich ganz einfach. Eigentlich..... wir wurden morgens um 3 abgeholt und nach einer 4-stündigen Fahrt über eine gefährliche, enge Passstraße (mit angelaufenen Fenstern, da die Lüftung nicht funktionierte und der Fahrer alle 30sek seinen Ärmel zum putzen benutzte) kamen wir im Schneegestöber an. Nach einem 2,5h Marsch auf 5.278m, erreichten wir den Berg. Der war allerdings nicht so farbenfroh wie gedacht. Schnee bedecke die eine Hälfte, der Nebel die andere. Nach einer Weile klarte es etwas auf  und ich sah eine der schönsten Landschaften, die ich bis dahin in meinem Leben gesehen habe!

 

Aber das ist nicht der Grund, warum ich diesen Eintrag schreibe....nein. Die Rückfahrt, die war - sagen wir mal spannend.

 

Es war die erste Fahrt unseres Fahrers (und ich bin mir auch nicht sicher, wie lange er schon seinen Führerschein hat...). Auf dem Hinweg hatten wir einen Guide, der ihm den Weg erklärte. Aber nicht auf dem Rückweg.... eigentlich sollte es 4h dauern. Wir sind jetzt schon seit 5h unterwegs, und Google sagt es sind noch mindestens 3h. Das Problem ist die ‚Straße‘. Ein unbefestigter Weg, der steil bergab geht. Es ist extrem kurvig, eng, steinig und natürlich ohne eine Abgrenzung zum Abgrund. Zudem ist es mittlerweile schon dunkel (wobei das vielleicht ganz gut ist, so sehen wir nicht, wie steil es wirklich runter geht...).

So langsam steigt das Unwohlsein der Fahrgäste merklich an. Die Peruaner im Auto schreien alle durcheinander, während wir Ausländer versuchen alle zu beruhigen und mit unseren Offline-Maps zu navigieren. Alle sind nervös, aber immerhin haben wir noch einen halben Tank.

Ich versuche schon seit einiger Zeit der Agentur unseren Standort zu senden, damit wenigstens jemand weiß, wo wir sind. Nur leider habe ich noch keinen Empfang. Laut Google haben wir noch 60km auf dieser ‘Straße’, bis wir wieder in der Zivilisation sind. Unser Van kommt an seine Grenzen. Es wackelt, wir rutschen und schlittern, alles im 1. Gang. Mal schauen wie lange der Motor das noch mitmacht. Es riecht nach verbanntem Gummi von den überstrapazierten Reifen und Bremsen.

Plötzlich kamen wir an einen Zaun. Die Straße ist gesperrt. Umdrehen geht nicht, dafür ist es zu eng und wir sind auch schon mindestens 2h auf diesem Weg gefahren. Uns blieb nichts anderes übrig als das Tor zu öffnen. Wir scheuchen ein paar wilde Lamas davon, öffnen das Tor und fahren hindurch. Die Frage ist: warum ist es gesperrt? Kurz darauf hatten wir unsere Antwort: ein Fluss hatte einen Teil der Straße weggespült!! Es waren nur knapp 2m der Straße übrig. Links der nun noch nähere Abgrund und rechts eine Bergwand.

Leider haben wir keine andere Wahl als vorwärts. Also Augen zu und durch! Der Fahrer legt wieder den ersten Gang ein und steuert mit Karacho auf die 'Brücke' zu! Ich hielt die Luft an. Die Peruaner kreischten. Mein Nachbar schloss die Augen. Und in ein paar Sekunden ist alles vorbei. Wir haben es tatsächlich geschafft! Ich glaube unser Fahrer ist selbst erstaunt, dass es geklappt hat.

Mit leicht zittrigen Händen fährt er weiter. Der Beifahrer, ein Holländer, redet die ganze Zeit mit ihm um ihn wachzuhalten. Schließlich ist der arme Kerl schon seit fast 20h wach (und am Fahren....). 

Stunden später, pünktlich um Mitternacht (also 'nur' 6h zu spät...) kommen wir endlich wieder auf einer befestigten Straße an und können endlich wieder in normalem Tempo Richtung Stadt fahren.

Das Ende vom Lied: 2 Guides wurden gefeuert und vermutlich wird dem Fahrer auch gekündigt. Dabei kann der Arme ja eigentlich gar nichts dafür.... Und ich habe nun noch 5h Zeit, bevor mein 4-tägiger Trekk zum Machu Picchu beginnt. In diesem Sinne: gute Nacht! 

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