Salento, Kolumbien – sich einmal wie eine Ameise fühlen

Im Herzen Kolumbiens, inmitten weiter Kaffeeplantagen liegt das kleine, beschauliche Dörfchen Salento. Kolonialbauten aus dem 19. Jahrhundert und die atemberaubend schöne Landschaft machen den kleinen Ort im Departemento Quindio zu einem der schönsten Dörfer in ganz Kolumbien. Von hier aus lassen sich sowohl die höchsten Wachspalmen des Planeten als auch etliche Kaffeeplantagen gut und schnell ansteuern.

Valle de Cocora - Das Tal der höchsten Wachspalmen der Welt

Tree hugger
Tree hugger

Im Tal Valle de Cocora stehen die höchsten Wachspalmen der Erde. Auf grünen Hügeln und Felsen ragen sie bis zu 60 Meter weit in die Höhe. Früher wurde ihr Holz für den Bau, ihre Blätter für christliche Prozessionen und ihre Rinde zur Kerzenherstellung genutzt. Heute sollte die gefährdete Art nach Möglichkeit nicht mehr abgeholzt werden, was leider immer noch oft passiert.

 

Willst du wissen, wie du zu den grünen Riesen kommst? Vom Hauptplatz des Dorfes fährst du mit einem Willy (so werden Jeeps genannt) für 3.800 Pesos (1,05€) zum nahegelegenen Tal. Dort angekommen gehst du entweder sportlich zu Fuß weiter oder du bist so gehfaul wie ich an diesem Tag und nimmst dir ein Pferd für 30.000 Pesos (8,50€) und einen Guide, der nochmal 30.000 Pesos (8,50€) verlangt – das waren je gut angelegte 8,50€. Vor Ort wählt man zwischen dem kürzeren, direkten Weg (1–2 Stunden) oder dem längeren Rundweg (4–5 Stunden). Ich hatte ja ein Pferd unterm Hintern und entschied mich darum für den langen Pfad. Der Weg ist sehr schön, teilweise aber sehr beschwerlich: viele Felsen, steil und gelegentlich muss ein Fluss über- oder durchquert werden. Während meiner Tour hat es geregnet, darum war es zusätzlich auch noch verdammt matschig und rutschig! Ich wiederhole mich: es waren wirklich gut angelegte 17€. Ich war froh, dass ich die steilen und matschigen Abschnitte nicht selbst laufen musste. Allerdings kann es auch auf dem Rücken eines Pferdes ziemlich beängstigend werden, vor allem wenn man so einen gefräßigen und furchtlosen Vierbeiner hat wie meinen, welcher gerne die leckeren Blätter am Abgrund frisst und dabei leicht wegrutscht… Aber das nicht-suizidgefährdete Pferd hatte natürlich mein volles Vertrauen. 

Nach etwa der Hälfte des Weges kommt man an ein Freigehege mit Kolibris, das casa de los colibris. Der Eintritt kostet 5.000 Pesos (1,40€) und zum Anblick der Vögel wird eine heiße Schokolade mit einem Stück Käse gereicht. Ja! Mit Käse! Du hast dich nicht verlesen und es schmeckt in etwa so, wie es klingt. Nach der kleinen Verköstigung geht es dann zu Fuß weiter bergauf. Es ist anstrengend, aber die Aussicht lohnt sich total. Die Quindio-Wachspalmen sind einfach gigantisch. Neben den 60 Meter hohen Bäumen fühle ich mich wie eine kleine Ameise! Die Wachspalme ist nicht umsonst der Nationalbaum Kolumbiens.


Eje Cafetero - original kolumbianische Kaffeeherstellung

Wenn man schon im Land des Kaffees ist, muss man auch eine Kaffeeplantage besuchen. Mit dem Willy geht’s zur Finca deiner Wahl. Von Salento aus sind viele verschiedene Plantagen erreichbar, aber da ich kein Kaffeetrinker bin, hatte ich keine Präferenz und hab einfach einen x-beliebigen Willy genommen, um ans Ziel zu kommen. Meine Fahrt kostete 3.000 Pesos (0,85€). In der Finca angekommen wurden wir liebevoll vom Plantagenbesitzer empfangen und direkt herum geführt. Vom Anbau der Pflanze bis hin zum finalen Röstvorgang habe ich hier alles gelernt. Die meisten Kaffeebauern bauen neben Kaffee zwischen den Pflanzen auch Bananen und Ananas an. Zum einen, weil die Bäume den Kaffeepflanzen Schatten spenden, zum anderen, weil sich die hungrigen Vögel bei einer angebotenen Auswahl lieber über die süßen Früchte hermachen als über die Kaffeebohnen. Ganz schön clever – sowohl von den Vögeln als auch von den Kaffeebauern. Darüber hinaus lerne ich, dass man aus den Stauden der Bananenpflanze trinken kann. Versuch jetzt aber nicht an irgendwelchen Stauden zu saugen; das geht nämlich nur mit bestimmten Bananenstauden, nämlich den Platanos, also den Kochbananen. Man ritzt dazu mit dem Daumen in die weiche Staude und trinkt das austretende Wasser. Die Führung kostet 10.000 Pesos (2,80€) und am Ende wird eine Tasse frischen Kaffees und ein paar Früchte des Hauses serviert. Es ist auf jeden Fall spannend und sehr informativ und in Kolumbien genauso ein Muss, wie der Besuch einer Tabakplantage auf Kuba.

Die Kaffeeherstellung

Das Schießpulverspiel – lass es knallen

Salento selbst ist ein ruhiges Örtchen. Abends versammeln sich die Leute auf dem Marktplatz für ein Bierchen oder zwei, drei, vier….. Außer den Restaurants und Kneipen, die sich drum herum reihen, bietet das Dörfchen nicht viel Nightlife. Man kann sich aber die Zeit mit dem Spiel der Einheimischen vertreiben: Tejo. Man wirft einen Metallklops auf einen Metallring, auf welchem kleine Tütchen mit Schießpulver liegen. Bei Kontakt fliegt es mit einem lauten Knall in die Luft. Je nach Treffer gibt es verschiedene Punkte. Natürlich kann man das Ganze auch mit ein paar Bier verbinden, um den Spaßfaktor zu erhöhen und das wird auch nur zu gerne gemacht.

Es war ein toller Aufenthalt und die Wachspalmen sind das absolute Highlight! Also wenn du Zeit hast, geh nach Salento!

 

Hast du auch schon mal mit Schießpulver gespielt, Kaffee gepflückt oder Bäume umarmt? Ich freue mich auf deinen Kommentar!


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